„Die Ruhe bewahren“

– das ist das Motto der Allianz für den freien Sonntag  – einem Bündnis aus Kirche und Gewerkschaft und weiteren Partnern, das sich für den freien Sonntag einsetzt.

Warum ich darüber schreibe? Weil gerader erst wieder Mantelsonntag war – ein Ereignis, das recht unspektakulär an mir und meiner Familie vorbei geht. Ich halte nämlich auch nichts von verkaufsoffenen Sonntagen. Das hat etwas mit Pausen und Ruhe zu tun, mit Schutz für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und auch mit dem im Grundgesetz verankerten Schutz des Sonntags.

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Gott sei dank – es ist Sonntag. Meine religiöse Haltung ist durchaus auch ein wichtiges Argument. Für mich zählt auch das 3.Gebot – auf meine Weise. Glaube ist Privatsache und daher muss da jede und jeder selbst entscheiden… Ich gehe nicht zum verkaufsoffenen Sonntag in die Stadt – ich vermeide es auch, Sonntags einkaufen zu gehen – auch aus der tiefen Überzeugung, dass auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Recht auf einen Ruhetag in der Woche haben.

Ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage.

Das war das Schlagwort einer Aktion für den freien Sonntag aus der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Aber auch ohne diese religiöse Konnotation bringt es der Satz auf den Punkt:

Den Sonntag erlebe ich als eine angenehme und wichtige Unterbrechung im Alltagstrott. Der Tag der aus der Reihe fällt – der Tag der ein durchschnaufen und eine Pause ermöglicht. Was jetzt nicht erledigt ist, kann – und muss oft auch – dann noch einen Tag warten. Der Sonntag, der das hetzen zwischen Terminen und Arbeit und Schule ablöst. Der Sonntag ist der eine Tag den ich jede Woche versuche, für die Familie so weit wie möglich frei zu halten. Denn für meine Familie gilt schon auch: Sonntags gehört Mama uns! Ich genieße das – diesen einen Tag, der aus der Reihe fällt. Und ich denke auch, dass Andere das gleiche Recht haben auf diesen freien Sonntag! Klar gibt es Berufe, in denen das nicht möglich ist – aber die Verkäuferin oder der Verkäufer gehört da nicht dazu.

Sonntags gehört Papi mir!

Das fordert der DGB. Und auch das kann ich gut nachvollziehen. Denn die Diskussion, die ich mit Jugendlichen im Unterricht zu verkaufsoffenen Sonntagen regelmäßig führe, spricht hier Bände. Die Jugendlichen sind meistens mit großer Mehrheit gegen den verkaufsoffenen Sonntag – genau aus den genannten Gründen. Sie schätzen diesen einen Tag der den Alltag noch einmal ganz anders unterbricht. Der Tag zum chillen und Freunde treffen… Auch ist die Verkäuferin, die am Sonntag dann arbeiten muss, eben nicht die nette Dame hinter dem Verkaufstresen, deren Familie jetzt organisieren muss – sondern es ist die Mutter, die Tante, die Schwester – und sie selbst sind da ganz anders betroffen. Für die Einzelnen macht es auch nicht so den Unterschied, WANN man das Geld ausgibt. Mehr Geld hat man nicht, das man ausgegeben könnte – nur weil man es auch mal am Sonntag shoppen gehen kann.

Das besondere an dem Verkaufsoffenen Sonntagen ist auch weniger, dass man Sonntag einkaufen kann – sondern es ist das Event, das um so einen Sonntag organisiert wird. Und dieses Event ist definitv gut organisiert und reizvoll – warum das nur an einem Sonntag möglich ist und nicht an einem Samstag, an dem die Geschäfte ja sowieso offen haben, ist für mich nicht zwingend ersichtlich. So hat das was von einem huldigen des Konsum-Gottes am Tag des Herrn – und da bin ich dann doch auch wieder bei einer religiösen Argumentation…

Der Mantelsonntag ist Tradition in Würzburg – auch wenn heute kaum noch wer einen Mantel kauft. Diesen verkaufsoffenen Sonntag werden wir nicht so leicht weg bekommen. Einen weiteren will ich aber definitiv nicht. Da ist es für mich auch kein Kompromiss, wenn es dann ein Versprechen gibt, dass mit einem zweiten Verkaufsoffenen Sonntag dann gut ist – für wie lange auch immer…

Ich möchte keinen verkaufsoffenen Sonntag – nicht drei, nicht zwei und eigentlich auch nicht den einen.

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