Im Briefkasten … eine Studie zu Fernbussen

Als Stadträtin bekomme ich eine Menge Post. Manchmal ist auch so etwas dabei – und hier lohnt es, wie so oft, genauer hinzuschauen und gründlich zu lesen.

Zunächst ist alles ganz einfach:

Eine Studie mit dem Titel: Neue Fernbushalte und Genehmigungspraxis – Chancen für die Kommunen. In Auftrag gegeben von MeinFernbus, ADAC Postbus und vom Verband der Automobilindustrie (VDA). Die Polemik, die hier naheliegt, spare ich mir. Man kann sie sich ja denken… Erstellt hat die Studie übrigens KCW und hier kann man sie nachlesen.

Studie: Neue Fernbushalte und Genehmigungspraxis ...

… und so sieht sie aus

Untersucht wurde, welche Chancen die Fernbusse für Kommunen bieten und wie durch entsprechende Rahmenbedingungen (genehmigungsrechtliche und verkehrsplanerischer Art) der Nutzen, den die Fernbus-Linien bieten, weiter ausgebaut bzw. erhalten werden kann.

Ein Ergebnis: „Der Fernbusverkehr bedeutet für die Kommunen daher in erster Linie die Chance auf mehr Besucher und eine Stärkung der lokalen Unternehmerschaft“ (S. 21). In der Folge rät die Studie dazu, Genehmigungsprozesse zu vereinheitlichen und damit zu beschleunigen und die Kooperation im Kontext der  Schaffung geeigneter Fernbus-Haltestellen.

Gerade in Würzburg können die Anlieger in der Bismarckstraße hier ein trauriges Lied von singen. Die ohnehin schon schwierige Bus-Situation rund um den Busbahnhof wird derzeit durch die Fernbuslinien weiter verschärft. Mittlerweile gibt es unerschiedliche Ansätze und Initativen, hier zumindest in Teilen Abhilfe zu schaffen. Wir als SPD haben da einen Antrag im Stadtrat eingebracht, der eine Verlegung der Fernbus-Halte auf den Viehmarktplatz anregt. Für eine grundlegende Verbesserung der Situation ist aber meiner Ansicht nach ein Gesamtkonzept für die Entwicklung rund um den Bahnhof nötig. Das aber nur am Rande…

 

In der Studie heißt es  hinsichtlich der Fragestellung: Wer nutzt den Fernbus – was bedeutet dies für die Kommunen? „Viele Fahrgäste wären die Reise ohne den Fernbus gar nicht angetreten, weil keine alternativen Verkehrsmittel – bzw. nur zu hohen Preisen – zur Verfügung gestanden hätten. Der Fernbus füllt diese Lücke und erhöht somit das verkehrliche Potenzial vieler Städte und Gemeinden. …“ (s.9) Aber dann bleibt natürlich die Frage,  wie lange können die Fernbusse ihre aktuell tatsächlich sehr günstigen Preise halten – und in wie weit werden mit den Bussen auch kleinere Kommunen angefahren und in das Verkehrsnetz eingebunden? Ist es – wenn schon vielleicht kein nachhaltiges Verkehrsmittel – für die Reisenden wenigstens nachhaltig günstig? Und bleiben damit die Vorteile die der Fernbus der Kommune der Studie zu folge bringt, auch mittel- und langfristig erhalten?

Spannend sind für mich bei der Studie vor allem die Fragen, die nicht gestellt wurden. Denn diese scheinen mir für eine nachhaltige Kommunalpolitik durchaus wichtiger.

Die Busse sind auf den Straßen unterwegs, fahren nicht schneller als ein PKW, stehen aber wie ein PKW ebenfalls gelegentlich im Stau. Im Gegensatz zum PKW bin ich als Reisende im Fernbus weniger flexibel in meiner Reiseplanung, etc. und bin auf die angebotenen Haltepunkte angewiesen. Ich bin darauf angewiesen, auch vor Ort einen günstigen ÖPNV zu haben. Insofern wäre die Frage interessant, inwieweit die Fernbusse tatsächlich eine Alterantive zum Auto darstellen bzw. als solche verstanden werden (und nur dann wären sie auch ökologisch sinnvoll) und in wieweit hier nicht eine Verlagerung des Verkehrs von der Schiene auf die Straße erfolgt – denn die Busse sind in der Regel deutlich günstiger als die Bahn. Diese Argumentation legt ja auch die Studie nahe (s.o.)

Diese Fragestellung ist nicht nur mit Blick auf eine zukunftsfähige und nachhaltige Mobilität spannend, sondern auch in ihren Auswirkungen auf die Kommune.

Welche Auswirkung hat ein steigender Fernbus-Verkehr auf die Kommune mit Blick auf  Verkehrssituation, Abgase, Feinstaub, Lärm…

Und was bedeutet ein zunehmender Fernbus-Verkeht für den Bahnverkehr vor Ort? Wird die Kommune dadurch für die Bahn weniger attraktiv, weil der Bahnverkehr weniger nachgefragt wird – und welche Konsequenzen hätte das dann für die Kommune? Werden Züge oder  Zugverbindungen eingeschränkt oder letztlich gestrichen? Verschlechtert sich die Bahnanbindung der Kommune?

 

Derlei Fragen, und da gibt es noch mehr,  oder vielmehr die Antworten darauf halte ich für meine politischen Entscheidungen – insbesondere was eine Unterstützung des Ausbaus des Fernbus-Verkehrs betrifft – für wichtig.

Schade, dass diese Fragen nicht untersucht wurden…

 

 

 

 

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